Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen der Prozess der Blutbildung (Hämatopoese) gestört ist. Dadurch kommt es zu einer krankhaften Veränderung und häufig zu einem Mangel verschiedener Gruppen an Blutzellen, darunter roter Blutkörperchen (Erythrozyten), bestimmter weißer Blutkörperchen (Leukozyten) und/oder Blutplättchen (Thrombozyten).
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Allgemeine Informationen zu MDS
Myelodysplastische Syndrome treten vorwiegend bei älteren Menschen über 60 Jahre auf. Bei Erwachsenen findet die Blutbildung ausschließlich im Knochenmark statt. Dabei werden die einzelnen Gruppen an Blutzellen, von den Knochenmarkstammzellen gebildet. Stammzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich zu verschiedenen Zelltypen oder Geweben entwickeln können, also noch undifferenziert sind. Im Gegensatz zu gesunden Menschen reifen bei MDS die Stammzellen nicht vollständig aus, entwickeln sich also nicht zu funktionsfähigen Blutzellen. Dadurch sinkt die Zahl funktionsfähiger Blutzellen im Blut. Zusätzlich kann die Lebensdauer der Blutzellen verkürzt sein. Mit fortschreitender Erkrankung wird der Mangel an gesunden Blutzellen schließlich immer größer.

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Handelt es sich bei MDS um Krebs?
MDS ist eine Form von Blutkrebs, die mit Veränderungen der blutbildenden Zellen (Dysplasien) und einem erhöhten Risiko für einen Übergang in eine akute myeloische Leukämie (AML) verbunden ist. Der Unterschied zwischen MDS und einer akuten Leukämie besteht hauptsächlich in der Anzahl der unreifen Zellen (Blasten) im Blut. Normalerweise kommen Blasten hauptsächlich im Knochenmark vor, wo sie einen Anteil von bis zu 5 % ausmachen. Im zirkulierenden (peripheren) Blut eines gesunden Menschen liegt der Blastenanteil bei unter 2 %, bei MDS steigt dieser Anteil auf über 2 % an. Ab einem Anteil von mindestens 20 % Blasten im Knochenmark oder Blut spricht man von einer akuten Leukämie. 1, 2 Obwohl MDS bis heute nicht medikamentös, sondern nur durch eine Stammzelltransplantation heilbar sind, haben sich die Diagnostik und die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten zwei Jahrzehnten durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse immer weiterentwickelt und verbessert.3

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Abbildung 1: Gestörte Blutbildung bei MDS (Erstellt mit BioRender.com)
Symptome bei MDS
Allgemein hängen die Symptome bei MDS davon ab, welche und wie viele der Blutzelllinien betroffen sind. Bei etwa 90 % der Betroffenen kommt es im Laufe der Erkrankung zu einem Mangel an funktionierenden roten Blutkörperchen (auch „Blutarmut“ oder Anämie genannt)4, der das häufigste und oft auch erste objektive Anzeichen von MDS ist. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat eine verminderte Anzahl an weißen Blutkörperchen, die auch Neutropenie bzw. Leukopenie genannt wird. Bei mindestens einem Drittel der Betroffenen wird eine mittlere bis starke Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) festgestellt.5,6
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- Symptome bei Mangel an roten Blutkörperchen
- Symptome bei Mangel an weißen Blutkörperchen
- Symptome bei Mangel an Blutplättchen
Schmerzen, die wiederum Symptom vieler anderer Erkrankungen sind, zählen nicht zu den typischen Symptomen von MDS.

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Wie war das noch mal?
Die Sprache rund um MDS ist komplex und oft fällt es schwer, alles auf Anhieb zu verstehen. Wir erklären die wichtigsten Begriffe, die im Zusammenhang mit MDS in Gesprächen mit Ihrem*Ihrer Ärtz*in oder Ihrer privaten Recherche auftauchen können.
Anämie: Mangel an roten Blutkörperchen
Symptome bei Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie bzw. Erythrozytopenie)
Zu den häufigsten Symptomen bei einem Mangel an roten Blutkörperchen zählen:
- Allgemeine körperliche Schwäche
- Herzrasen
- Kopfschmerzen
- Blässe der Schleimhäute (z. B. Lippen) und des Nagelbettes
- Appetitlosigkeit
- Magen-Darm-Beschwerden
- Ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue)
- Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Komplikationen am Herzen (kardiale Komplikationen)
- Bei sich rasch entwickelnder Anämie:
- Sehstörungen
- Verwirrungszustände

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Wenn Sie mit einem oder mehreren der genannten Symptome zu kämpfen haben, ist die wahrscheinlichste Ursache eine MDS-bedingte Anämie. Dabei sind zu wenig rote Blutkörperchen im Blut vorhanden. Die roten Blutkörperchen sind hauptsächlich dafür verantwortlich, den in den Lungen aufgenommenen Sauerstoff durch die Blutgefäße in die Organe zu transportieren. Die roten Blutkörperchen werden in der Lunge mit Sauerstoff „betankt“. Das Hämoglobin ist der eisenhaltige Farbstoff der roten Blutkörperchen und bindet den Sauerstoff. Durch einen Mangel an roten Blutkörperchen kommt es zu einer Unterversorgung unserer Organe mit Sauerstoff, was einen Großteil der oben genannten Symptome auslöst. Der damit zusammenhängende Mangel des roten Blutfarbstoffes verursacht auch die oben beschriebene Blässe von Schleimhäuten sowie des Nagelbettes.

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Leiden Sie an häufig wiederkehrenden Infektionskrankheiten? Ursache hierfür kann ein Mangel an weißen Blutkörperchen sein, da sie einen wichtigen Bestandteil unseres Abwehrsystems ausmachen. Die weißen Blutkörperchen werden in drei Untergruppen eingeteilt: die Lymphozyten, die Monozyten und die Granulozyten.
Die Lymphozyten erkennen und beseitigen Krankheitserreger ganz gezielt. Sie stellen Abwehrstoffe (Antikörper) her und können teilweise auch selbst Infektionserreger und krankhaft veränderte körpereigene Zellen (wie Tumorzellen) zerstören. Außerdem sorgen sie dafür, dass sich unser Körper an die Infektionserreger „erinnert“, mit denen er bereits in Kontakt gekommen ist (erworbene Immunantwort). Die Monozyten sind als Vorläufer der sogenannten Fresszellen wichtig für die Vernichtung der in den Körper eingedrungenen Erreger wie Bakterien, Viren oder Giftstoffe. Sie nehmen diese auf, um sie anschließend zu entsorgen. Die Granulozyten bekämpfen Krankheitserreger unspezifisch (angeborene Immunantwort), auch wenn unser Körper zuvor noch nicht mit ihnen in Kontakt gekommen ist.
Durch den Mangel an weißen Blutkörperchen bei MDS ist der Körper schlechter gegen eindringende Krankheitserreger geschützt und in der Folge kommt es vermehrt zu Infektionen.
Thrombozytopenie: Mangel an Blutplättchen
Symptome bei Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie)
Die häufigsten Symptome bei einem Mangel an Blutplättchen sind:
- Blutungen (z. B. häufiges Zahnfleischbluten oder Nasenbluten)
- Neigung zu Blutergüssen
- Stecknadelkopfgroße Blutungen, meist an den Beinen/Unterschenkeln (Petechien)
- Bei > 10 % der Betroffenen mit einer MDS-bedingten Thrombozytopenie kommt es zu schweren Blutungen, z. B. des Magen-Darm-Traktes, im Bereich der ableitenden Harnwege, in der Netzhaut des Auges oder im Zentralnervensystem7

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Wenn Sie ungewöhnliche Blutungen bei sich feststellen, kann dies an einem Mangel an Blutplättchen liegen. Blutplättchen spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Sie sorgen dafür, dass Wunden schnell geschlossen und Blutungen durch das Abdichten der Blutgefäße gestoppt werden. Ist ein Blutgefäß verletzt, werden die Blutplättchen im Blut aktiviert. Sie lagern sich an der geschädigten Gefäßwand an und vernetzen sich mit weiteren Blutplättchen. Diese wirken dann wie ein Kleber und verschließen die Wunde. Bei einem Mangel an Blutplättchen ist nicht ausreichend „Klebstoff“ vorhanden und eine verlangsamte Wundheilung ist die Folge. Außerdem ist die Blutungsneigung erhöht, wodurch es häufiger zur Bildung blauer Flecken oder Zahnfleisch- oder Nasenbluten kommt. In schweren Fällen können auch lebensgefährliche innere Blutungen auftreten, z. B. im Magen-Darm-Trakt oder im Gehirn. Das Risiko für schwere Blutungen hängt dabei unmittelbar von der Schwere der Thrombozytopenie ab, also dem Mangel an Blutplättchen. Je ausgeprägter der Mangel ist, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit einer schweren Blutungsstörung.8
Hauptaufgaben der einzelnen Blutzellen
- Rote Blutkörperchen
- Sauerstofftransport zu den Organen
- Weiße Blutkörperchen
- Bilden einen wichtigen Teil des Abwehrsystems unseres Körpers
- Blutplättchen
- Wichtige Funktion in der Blutgerinnung und beim Wundverschluss

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Wenn Sie eines oder mehrere der oben genannten Symptome bei sich feststellen, kontaktieren Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt. Er/sie kann verschiedene Untersuchungen veranlassen und Sie bei begründetem Verdacht auf eine Bluterkrankung an eine*n Fachärzt*in (Hämatologen) überweisen.
Eindeutige Symptome der MDS?
Viele der oben genannten Symptome können auch bei anderen, teilweise weniger schweren Erkrankungen auftreten. Daher ist eine sorgfältige Diagnostik durch eine*n Fachärzt*in mit einer Spezialisierung auf die Erkrankungen des blutbildenden Systems (Hämatologen) erforderlich.

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Häufigkeit von MDS
Obwohl MDS zu den relativ seltenen Erkrankungen gehört, sind Sie mit der Diagnose MDS nicht allein. Jährlich werden in Deutschland rund 4.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Ältere Personen erkranken häufiger an MDS als jüngere, im Mittel liegt das Alter bei Diagnose bei ca. 75 Jahren. Unter Kindern und Jugendlichen gibt es in Deutschland nur ca. 30 Neuerkrankungen pro Jahr. Frauen sind etwas seltener betroffen als Männer in einem Verhältnis von ungefähr 1:1,5.
Diagnose von MDS
Einige Symptome sprechen dafür, aber verbirgt sich wirklich eine MDS Erkrankung hinter meinen Symptomen? Erfahren Sie im Folgenden alles zur Diagnosestellung bei MDS.
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Schritte zu einer gesicherten Diagnose
MDS beginnt häufig schleichend und ohne direkt bemerkbare Veränderungen. Daher wird oftmals erst im Rahmen einer Routine-Blutuntersuchung in der hausärztlichen Praxis eine Veränderung des Blutbildes erkannt. Dadurch kann die Verdachtsdiagnose MDS gestellt werden, noch bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Die gesicherte Diagnose erfolgt durch eine*n Fachärzt*in für Hämatologie und umfasst mehrere Schritte:
- Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
- Körperliche Untersuchung
- Blutabnahme
- Kleines Blutbild
- Differentialblutbild
- Knochenmarkpunktion
- Zellgenetische Untersuchung (zytogenetische Analyse) des Knochenmarks

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Die richtigen Ansprechpartner*innen an Ihrer Seite
Alle Fragen zur Diagnostik beantworten Fachärzt*innen für Hämatologie. Finden Sie erfahrene Spezialist*innen in Ihrer Nähe.
Untersuchung des Blutes
Zunächst wird Ihr*e Ärzt*in Sie ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte befragen. Dabei sind besonders vergangene und aktuelle Symptome interessant. Ziel wird es sein, mögliche andere Ursachen für Ihre Symptome zu identifizieren. Diese können z. B. eine Virus-Infektion oder die Einnahme von Medikamenten sein. Weisen die Ergebnisse der Anamnese und der körperlichen Untersuchung auf eine Erkrankung des blutbildenden Systems hin, wird im Rahmen der Basisdiagnostik ein kleines Blutbild erstellt. Dafür wird Ihr* Ärzt*in Ihnen eine Blutprobe entnehmen und darin die Anzahl der roten Blutkörperchen, der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen bestimmen. Bei Auffälligkeiten werden anhand eines Differentialblutbildes die Untergruppen der weißen Blutkörperchen genauer untersucht. Außerdem wird der Anteil an unreifen Blutzellen im Blut ermittelt. Dies kann automatisiert in entsprechenden Geräten (Analyseinstrumenten) oder mikroskopisch durch einen peripheren Blutausstrich erfolgen. Bei einem peripheren Blutausstrich wird ein Tropfen Blut auf einen Objektträger ausgestrichen und angefärbt.

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Durch die spezielle Färbung können die einzelnen Blutzellen unter dem Mikroskop voneinander unterschieden und begutachtet werden. Diese Untersuchungen sollten immer durch erfahrene, mit der Diagnostik von MDS vertrauten Hämatolog*innen durchgeführt werden. Werden bei diesen Analysen veränderte Blutwerte entdeckt, die nicht durch andere Ursachen erklärbar sind, folgen weitere Untersuchungen.
Untersuchung des Knochenmarks
Im Anschluss an die Blutuntersuchung können durch eine Knochenmarkspunktion verschiedene Proben zur weiteren mikroskopischen und genetischen Untersuchung entnommen werden. Die Punktion erfolgt meistens am Beckenknochen. Es können zwei verschiedene Arten von Proben bei der Knochenmarkspunktion gewonnen werden. Zum einen ist es das Knochenmarkaspirat, der flüssige Bestandteil des Knochenmarks, und zum anderen die Knochenmarkbiospie, eine kleine Menge an knöchernem Material, das Knochenmark enthält. Die im Knochenmarkaspirat enthaltenen Stammzellen geben Aufschluss über den Allgemeinzustand des Knochenmarks, über mögliche Fehlbildungen der Zellen, über die Reifung (Differenzierung) der Zellen und die Anzahl an unreifen Zellen. Die Knochenmarksbiopsie gibt Aufschluss über die Anzahl der Zellen (Zelldichte/Zellularität), die Eisenspeicherung und die Bildung von neuem Bindegewebe im Knochenmark (Fibrose).
Die genaue Form der MDS-Erkrankung lässt sich jedoch ausschließlich über eine zytogenetische Knochenmarksanalyse bestimmen. Bei der zytogenetischen Analyse werden die Chromosomen, also die Träger der Erbinformation in der entnommenen Knochenmarksprobe, auf Veränderungen der Struktur oder eine veränderte Anzahl (Aberration) hin untersucht. Dadurch kann Ihr*e Ärzt*in bestimmen, an welcher Form von MDS Sie leiden, und mit Ihnen besprechen, wie er/sie die Schwere Ihrer Erkrankung einschätzt.
Die kombinierte Untersuchung des Blutes und des Knochenmarks gehört zur aktuellen MDS-Basisdiagnostik und sollte standardmäßig bei einem Verdacht auf eine MDS-Erkrankung durchgeführt werden.
Formen der Erkrankung
MDS werden in verschiedene Unterformen eingeteilt, die sich deutlich im Krankheitsverlauf und in der Prognose unterscheiden. Einen Überblick über die verschiedenen Unterformen finden Sie im Folgenden.
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WHO-Klassifikation der MDS
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet zwischen sieben MDS-Erkrankungsformen. Neben dem Aussehen und der Anzahl der Knochenmarkzellen (Zytomorphologie) wird auch die Untersuchung der Erbinformation (Chromosomen/Zytogenetik) des Knochenmarks und der Blutzellen für die Einteilung in die entsprechenden Formen der Erkrankung mit einbezogen.
MDS-WHO-Klassifikation (2017):9
- MDS mit Einliniendysplasie (MDS-SLD)
- MDS mit Ringsideroblasten (MDS-RS)
- MDS-RS und Einliniendysplasie
- MDS-RS und Mehrliniendysplasie
- MDS mit Mehrliniendysplasie (MDS-MLD)
- MDS mit Blastenexzess (MDS-EB)
- MDS mit isoliertem del(5q) (MDS 5q-)
- 5q-Deletion
- Anämie mit abnormal großen Erythrozyten
- Milde Leukopenie
- Normaler oder erhöhter Thrombozytenwert
- Langsamer Verlauf und günstige Prognose
- 20%iges Risiko, eine AML zu entwickeln
- MDS, nicht klassifizierbar (MDS-U)
- Machen in der Regel nur 1-2 % aller Erkrankungen aus, meist bei Einlinienzytopenien und ungewöhnlichen Merkmalen
- Unilineare Dysplasie mit drei Zytopenien
- Wiederholt nachgewiesener Blastenanteil im peripheren Blut von exakt 1 % und einem Blastenanteil im Knochenmark von < 5 %
- Provisorischer Subtyp: Refraktäre Zytopenie in der Kindheit
Eine Sonderform stellt das hypoplastische MDS (hMDS) dar.
Anmerkung: Weiterführende Informationen darüber, auf welcher Basis Ihr*e Ärzt*in die Einteilung in die verschiedenen MDS-Subtypen vornimmt und welche genetischen Veränderungen zugrunde liegen können, finden Sie im Kapitel „Detail-Wissen zu MDS“.

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Niedrigrisiko-MDS und Hochrisiko-MDS
Neben der Bestimmung der Form der Erkrankung kann es im Einzelfall sein, dass Ihr*e behandelnde*r Ärzt*in auch untersucht, ob Sie zur Gruppe der Niedrigrisiko- oder der Hochrisiko-MDS gehören. Rund drei Viertel der Betroffenen zählen zur Gruppe der Niedrigrisiko-MDS, deren Erkrankung vergleichsweise langsam voranschreitet. Bei den höhergradigen MDS-Untergruppen (MDS-EB1 und MDS-EB2) ist außerdem das Risiko der Entwicklung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) deutlich erhöht.
Risikoabschätzung & Therapieentscheidung
Auch wenn diese Risikoabschätzung auf den Erfahrungen des Verlaufs von vielen Patient*innen beruht, lässt sich daraus nicht sicher vorhersagen, wie die Erkrankung genau bei Ihnen verlaufen wird. Ihr*e Ärzt*in wird mit Ihnen besprechen, welche Therapie für Sie individuell am besten ist.

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Prognose bei MDS
Neben individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Begleiterkrankungen wird Ihr*e Ärzt*in zur Einschätzung der Prognose vor allem krankheitsbiologische Parameter wie den Anteil an unreifen Blutzellen im Knochenmark und die zellgenetischen Befunde heranziehen. Dabei stehen verschiedene Bewertungssysteme zur Einschätzung des individuellen Risikos z. B. in Bezug auf die Entwicklung einer AML zur Verfügung.
- Mithilfe des IPSS-Bewertungssystems (IPSS: International Prognostic Scoring System) kann die Prognose bei Erstdiagnose eines MDS abgeschätzt werden. Dabei ist zu beachten, dass das individuelle Risiko vor Behandlungsbeginn abgeschätzt werden muss, da andernfalls das Ergebnis verfälscht werden könnte.
- Das IPSS-Revised-(IPSS-R-)Bewertungssystem gruppiert die Betroffenen in verschiedene Risikogruppen mit entsprechenden Prognosen. Dabei werden der Einfluss der Zytopenien (Hämoglobin-Wert und Anzahl der Blutplättchen und der weißen Blutkörperchen), die Chromosomenveränderungen (die zytogenetische Risikogruppe) und der Anteil an unreifen Zellen im Knochenmark (Blasten) mit einbezogen.

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Sie wollen wissen, was es mit den Risikoscores auf sich hat?
Finden Sie weiterführende Informationen zum IPSS-R-Bewertungssystem.
Quellen:
1. Vardiman, J.W., et al. The 2008 revision of the World Health Organization (WHO) classification of myeloid neoplasms and acute leukemia: rationale and important changes. Blood, The Journal of the American Society of Hematology, 2009. 114(5): p. 937-951.
2. Arber, D.A., Orazi, A., und Hasserjian, R. The 2016 revision to the World Health Organization classification of myeloid neoplasms and acute leukemia (vol 127, pg 2391, 2016). Blood, 2016. 128(3): p. 462-463.
3. Adès, L., Itzykson, R., und Fenaux P. Myelodysplastic syndromes. The Lancet, 2014. 383(9936): p. 2239-2252.
4. Casadevall, N. Update on the role of epoetin alfa in hematologic malignancies and myelodysplastic syndromes. in Seminars in oncology. 1998.
5. Hellström-Lindberg, E. Approach to anemia associated with myelodysplastic syndromes. Current Hematology Reports, 2003. 2(2): p. 122-129.
6. Greenberg, P., et al. International scoring system for evaluating prognosis in myelodysplastic syndromes. Blood, The Journal of the American Society of Hematology, 1997. 89(6): p. 2079-2088.
7. Kantarjian, H., et al. The incidence and impact of thrombocytopenia in myelodysplastic syndromes. Cancer, 2007. 109(9): p. 1705-1714.
8. Li, W., et al. Thrombocytopenia in MDS: epidemiology, mechanisms, clinical consequences and novel therapeutic strategies. Leukemia, 2016. 30(3): p. 536-544.
9. Swerdlow, S.H., et al. WHO classification of tumours of haematopoietic and lymphoid tissues. Vol. 2. 2017: International agency for research on cancer Lyon.